Dies und das ...

... finden Sie auf meiner Lieblings-Wedding-Seite

DER WEDDINGWEISER



Und hier noch einige Gedanken von mir:


Vor 100 Jahren hatte Berlin mehr Einwohner als jetzt


Von 1890  (1,96 Millionen Einwohner) bis 1919 (3,86 Millionen Einwohner)

- also in knapp 30 Jahren verdoppelte sich die Einwohnerzahl Berlins vor allem durch den Zustrom junger Industriearbeiter mit Ihren Familien aus Deutschland und dem Ausland.  

Die Welt war in Berlin willkommen.

Berlin war um 1920 das größte Industiezentrum Deutschlands und Welthauptstadt der Hochtechnologie.


In nur 30 Jahren bekam Berlin ein neues und modernes Gesicht.

Es wurde der Großteil der heutigen Berliner Innenstadt gebaut: 


- die überwiegende Zahl der heute so begehrten "Altbauten". Es wurde also gebaut, gebaut, gebaut! 

- viele der Berliner Alleen, Straßen, Wege, Plätze, Parks, 

- ein Teil der heutigen S- und U- Bahnlinien und mehr Straßenbahnlinien als es heute gibt.

- eine heute noch in Teilen voll funktionierende Infrastruktur (z.B. Schulen, Krankenhäuser, Bahnhöfe, Verwaltungsgebäude, Wasser- und Gasleitungen, Gaslaternen, Abwasserkanäle ...)

- große Industrieanlagen und Werkhallen (z.B. Borsig, Siemens & Halske, AEG, Osram, Agfa)  


- Berlin wurde elektrifiziert und mit Telefonleitungen verkabelt.

- Die Berliner Telegrafenämter wurden mit Rohrpost verbunden.


Im Wedding wurde zum Beispiel innerhalb von 7 Jahren das Virchow-Krankenhaus mit 50 (!) Häusern gebaut Es war das modernste Krankenhaus Europas und Vorbild vieler späterer Krankenhausneubauten. 


ABER in Berlin gab es damals nicht nur Wohnungsmangel, sondern WohnungsNOT.


Es lebten mehr Menschen in der Stadt als heute.

Es gab (trotz des enormen Baubooms) nur etwa ein Drittel des heutigen Wohnraums in der Stadt. 


Die Masse der Berliner lebte in ärmlichen Verhältnissen. Oft wohnten mehrere Personen in einem Zimmer, teilten sich sogar die Betten (Tags- und Nachtschläfer). Tausende (!) Obdachlose zogen durch die Stadt und mussten sich nachts vor der Polizei verstecken. Allein die Weddinger "Wiesenburg" gab jede Nacht ca. 1.000 (!) Obdachlosen Asyl.


Doch die Wohnungsnot war kein Thema der Politik.

Es gab andere Probleme: 

Krieg, Revolution, Inflation. Hunger, Armut und Krankheiten (keine Antibiotika!)


Deutschland verlor den 1. Weltkrieg, die Monarchie ging unter.

Wie weiter? Demokratie oder Diktatur?

Es gab kurz aufeinander zwei blutige Revolutionen. 


Die schnelle Industrialisierung verschärfte die Ausbeutung.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und ihrer Familien waren miserabel.

Die Kindersterblichkeit war hoch. Bis zum dritten Lebensjahr starb jedes dritte Kind.


Die Kriegs- und Reparationslasten wurden auf die Bevölkerung abgewälzt. 

Die Inflation stieg ab 1914 (Kriegsbeginn) dramatisch an.

Die richtig große Geldentwertung stand den Deutschen jedoch noch bevor: 

Im November 1923 kostete ein (!) US-Dollar  4,2 Billionen Mark = 4,2 Millionen x Millionen Mark = 4.200.000.000.000 Mark). 


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Und heute? 


In den letzen dreißig Jahren stieg die Einwohnerzahl  Berlins um fast 75 %,

von 1990 (2,16 Millionen. Einwohner) bis 2019  (3,75 Millionen Einwohner).


Die Welt ist in Berlin willkommen - nicht nur für Touristen (2018 = 33 Millionen Übernachtungen)

2019 haben über 1/3 der Berliner Migrationshintergrund (Durchschnitt Deutschland ca. 1/4).

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Zwei halbe Berlins wuchsen aus meiner Sicht konzeptlos zusammen -  wurden wieder DIE Hauptstadt Deutschlands. 


Die Vision in den Neunzigern war:  6 Millionen Einwohnern in naher Zukunft.  

Der Traum der Immobilienwirtschaft: 20 Mark/m2 Kaltmiete zur Jahrtausendwende ...


In den letzten 30 Jahren wurde sehr viel saniert und neu gebaut, doch Berlin bekam bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Potsdamer Platz) kein neues modernes Gesicht! 

Die "Skyline" von Berlin?  Es gibt keine -  Hochhäuser dürfen hier nicht wirklich hoch sein.

Nur ein DDR-Betonturm mit Metallkugel und Sendemast aus den 60ern ragt einsam in den Berliner Himmel. Das SED-Statussymbol "Fernsehturm" ist seit einem halben Jahrhundert das höchstes Bauwerk Deutschlandes und DAS Wahrzeichen Berlins.


Aber es entsteht ja Neues! Private Investoren stampfen zurzeit auf einer etwa 61 Hektrar großen Brachfläche um den Berliner Hauptbahnhof ein neues Stadtviertel aus dem Boden, die "Europa-City". 

Architekonischer Höhepunkt mit 42 m der "skulpturale" Bau des "Cube Berlin" vor dem Berliner Hauptbahnof.


Zum Vergleich: 


Private Investoren stampfen zurzeit auf einer etwa 100 Hektar großen Brachfläche am Rande von Moskau ein neues Stadviertel aus dem Boden. Es hat den nicht ganz so anspruchsvollem Namen: "Moskau City". Architektonischer Höhepunkt mit 373 m, das Federazija Wostok, das zweithöchte Gebäude Europas (5 m höher als der Berliner Fernsehturm). 


Das höchste Haus Europas mit 462 m (= 11 x so hoch wie "Cube Berlin") ist das Lakhta Center in St. Petersburg (4,88 Millionen Einwohner). Es wird in diesem Jahr fertig. Bauzeit 7 Jahre,  Kosten etwa 2 Milliarden Euro. Bauherr "Gasprom". Die raffiniert verdehte Glas-Fassade baute eine Deutsche Firma - nein, kein Start-up aus Berlin ...


Noch ein Vergleich: 


Mit 2 Milliarden Euro kann man nicht nur das höchste Haus Europas bauen sondern auch in fünf Jahren ganz fein 135.000 m2 Flughafen - wie jetzt in Singapur eröffnet.


Wieder zurück in Berlin:


Der rot-rot-grün Senat hat auch sein Großprojekt, den BER.

 

Für den Bau des mittelgroßen noch immer unbenutzbaren Flughafens "Willy Brandt" in eigener Regie braucht Berlin bis heute 13 Jahre und 5,3 Milliarden Euro = 5.300 x Million €.

Geplant waren durch die "öffentliche Hand"  5 Jahre Bauzeit  und weniger als die Hälfte der bisherigen Kosten. Der BER kostet  täglich ca.  1.15 Millionen €. Er wird zu seiner Eröffnung über 6 Milliarden Euro gekostet haben!


Okay. Ich bleibe fair:  Die BER Terminal- und Pierfläche ist doppelt so groß wie das Jewel in Singapur. Also braucht man doppelt so viel Geld (4 Milliarden). Bleiben also noch 2 Milliarden für eine neue Startbahn, einen Tower, Flugsicherungs- und Abferigungs-Technik vom Feinsten usw. Ist doch also alles im Rahmen, oder?


Wir  Steuerzahler werden die 6 (+X) Milliaren Euro schön bezahlen, aber der Flughafen BER  wird, wenn er überhaupt einmal eröffnet wird, kein einzigartiges preisgeköntes Juwel sein,  sondern einfach nur eine technisch veraltete Halle mit einer holprigen alten und einer neuen Startbahn. Falls der BER überhaupt je zuende gebaut wird.


Und nach der Einweihung des BER, wo - ich sehe schon die Bilder - sich alle Berliner Politiker an Sekt und der Vorstellung berauschen werden, eine Weltinnovation der Architekur zu eröffnen, werden wir Steuerzahler sofort wieder zur Kasse gebeten werden für Umbauten, Modernisierungen, eine dritte Startbahn und nötige Erweiterungen für einen Flughafen, der so überall auf der Welt nicht (mehr) gebaut werden würde. 

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Schade ums Geld, schade für Berlin, schade für Deutschland. Das innovativste Land der Welt übetrifft mit seiner Bauzeit für einen Flughafen alles je gehabte und wird somit den ältesten neuen Flughafen der Welt eröffen, der je neu eröffnet wurde und -  ich vermute -  je eröffnet wird. 

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Die Bundesregierung und das Land Berlin fördern das Bauen (+), reglementieren das Bauen (-), verzögern das Bauen (-), verhindern das Bauen (-) , verteuern das Bauen (-).​​​​​​​


Berlin hat gleich nach Bremen die zweitgrößte "Kaufkraftarmut" Deutschlands.

Berlin ist die einzige europäische Hauptstadt, die die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung seines Landes schmälert

Jeder 7. Euro, den die Stadt ausgibt, kommt aus dem Länderfinanzausgleich, vor allem aus Bayern.  


Berlin? Wie denn nun? 

"Arm aber sexy" oder "Reich aber Ramona Pop"?

Ich weiß wirklich keine Antwort. Und der BVG ist es egal. 


Ja. Bitte eine Körri "ohne" und dazu die Austern. Danke!

​​​​​​​Berlin, du bist so sonderbar ...



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